Wie reisen starke, gefährliche, mutige Wikinger? Natürlich mit dem Zug. Deshalb traf sich die Jubla Trimbach für ihr diesjähriges Sommerlager «Wikinger und Walküre – Mer hei e König z’verlüre» wie jedes Jahr am Bahnhof in Olten, um die lange Reise nach Tschiertschen im Graubünden anzutreten. Der Wikingerkönig erklärte sogleich sein grosses Problem: Seine Tage wären gezählt, und seine Nachfolger*in noch nicht gefunden.
Schon auf der beschwerlichen Reise stellte sich ein erstes Rätsel, denn das Horn, wovon die Wikinger ihre Kampfkraft beziehen, war verschwunden. Glücklicherweise konnte es aber nach gutem Kombinieren verschiedener Hinweise wieder gefunden werden.
In der Wikingersiedlung angekommen, wurden die Zelte, in denen wir die nächsten zwei Wochen schlafen sollten, aufgebaut, und das Dorf wohnlich eingerichtet. Schon bald wurde klar, wo bei der königlichen Nachfolge der Stiefel drückt: Joelle, die königliche Tochter, will auf keinen Fall die Nachfolge antreten.
Am Dienstagmorgen wurde das friedliche Zusammenleben unseres Dorfes erneut gestört. Unser Späher rannte verzweifelt in unser Aufenthaltszelt und warnte uns vor den stark bewaffneten Franzosen, die er erspäht hatte – sie kamen schnell auf uns zu! Also bereiteten wir uns den ganzen Tag auf den bevorstehenden Angriff vor. Am Abend sollte den Göttern ein Opfer gebracht werden. Doch scheinbar waren uns damit die Franzosen zuvorgekommen, denn Thor bestrafte uns mit einem schrecklichen Gewitter, so stark, dass wir unser Dorf fluchtartig verlassen mussten.
So stachen wir in See, und drei lange Nächte trieben wir ziellos herum, bis sich das Unwetter legte und wir wieder in unseren Heimathafen einlaufen konnten. Zurück zu Hause widmeten wir uns wieder der drückenden Frage der Königsnachfolge. Einige Mitglieder unseres Stammes erklärten sich bereit, für die Nachfolge zu kandidieren, und sie massen sich in verschiedenen Disziplinen am grossen historischen Vorbild Ingvar Vittfarne. Doch leider konnte keine der Kandidierenden die Voraussetzungen erfüllen, und unser Seher bestätigte unsere schlimmsten Befürchtungen; die Nachfolge des Königs sei «noch nicht auf dieser Welt».
Am Samstagmorgen wurden wir erneut gestört, denn der befürchtete Angriff der Franzosen war eingetreten – und sie hatten unsere Fahne! In einer grossen Schlacht holten wir uns die Fahne zurück, und die französische gleich dazu, sodass wir sie in die Flucht schlagen konnten. Am Abend konnten wir uns bei wikingerischem Wellness von diesem anstrengenden Tag erholen.
Die Nacht erwies sich aber als weniger erholsam, denn wir konnten nur knapp Ragnarök, den Weltuntergang, verhindern, indem wir unseren grössten Ängsten begegneten. Die gefürchigen Wesen der Nacht blieben auch am Tag, denn wir wurden von laufenden Büschen heimgesucht. Und etwas anderes war komisch: Joelle, die Tochter des Königpaars, verhielt sich plötzlich komisch und wurde von starken Stimmungsschwankungen geplagt. Um herauszufinden, was die Büsche damit zu tun hatten, wollten wir sie untersuchen, indem wir einen der Büsche einfangen. Zum Glück konnte uns der Seher davon abhalten, denn die Büsche waren gottgesandt und heilig. Weniger zum Glück erfuhren wir, dass Joelle schwanger war, und niemand etwas wusste, nicht einmal den Vater kannten wir! Um so schnell wie möglich ihren Normalzustand wieder zu erreichen, opferten wir am Abend den Göttern nach Anleitung des Sehers ein Fläschchen ihres Blutes und den positiven Schwangerschaftstest, um die Schwangerschaft von den Göttern zu beschleunigen.
Heute Montagmorgen traf dann auch schon das Wikingerjugendamt ein, um zu evaluieren, ob unser Wikingerdorf überhaupt bereit war für ein Kind. Also brachten wir es auf Vordermann, und am Mittag war es tatsächlich schon so weit, und Joelle gebar den kleinen Monsieur. Am Nachmittag kam der nächste Schreck: Claude Patrickfils, ein ranghoher Franzose, kam in unser Dorf und fragte nach seinem Sohn – Monsieur! Der Vater war also Franzose, was eine Schande! Jetzt wussten wir langsam wirklich nicht mehr weiter, also entschieden wir uns, Frigga, die Göttin der Familie, nach Rat zu fragen, indem wir ihr ein Opfer darbrachten. Mit ihrer Hilfe entscheiden wir uns, das Kind zu behalten.